Zeitschrift der ÖSG, Jahr 2011, Heft 1

Generationale Bezugnahme im Kontext institutionalisierten Spielens - eine Ethnografie des Sportunterrichts in der Grundschule
Generational Relations in Institutionalised Playing - an Ethnography of Physical Education in Primary Schools

Tim Bindel

Zusammenfassung
Im Sportunterricht der Grundschule rückt das Spielen ins Zentrum der Handlungspraxis. Neben die pädagogische Differenz, die Lehrer(innen) von Schüler(inne)n trennt, tritt in den Sportstunden eine generationale Bezugnahme: Erwachsene sind mit kindlichem Spielen konfrontiert, ebenso wie Kinder mit den vermeintlich kindgemäßen Spielinszenierungen der Erwachsenen. Diese Konstellation ist von Bruchstellen gekennzeichnet, deren Analyse im Mittelpunkt einer zweijährigen ethnografischen Studie stand. Verschiedene Elementarklas-sen wurden während ihres Sportunterrichts begleitet, um das Verhältnis der Generationen im gemeinsamen Kontext Spielen jenseits der monodirektionalen pädagogischen Bezugnahme zu durchleuchten. Die Ergebnisse zeigen, dass das Verhältnis in beide Richtungen durch die Trias Unverständnis – Missverständnis – Zugeständnis erklärt werden kann. Kinder und Erwachsene teilen sich den Raum des Spielens, verbinden aber verschiedene Inhalte und Handlungen damit. Durch die Mutmaßungen, was Spielen für die jeweils andere Generation bedeutet, entsteht zudem ein Prozess des Generationings. Kinder werden zu ‚Kindern’ und Erwachsene zu ‚Erwachsenen’.
Schlagworte: Spielen – Grundschule – Ethnografie
Abstract
Play has become a major feature of physical education in primary school. The PE lessons are not only characterized by a pedagogical difference separating teachers from pupils but also by a generational reference: Whereas adults have to deal with the children’s way of playing, children are confronted with the allegedly childlike enactments of adults. This constellation, which is marked by irritations, has been analyzed in a two-year long ethnographic study. Several elementary classes have been accompanied during their PE lessons in order to find out about the generational relation in the shared context of game-playing beyond the mono-directional pedagogical reference. The results show that the relation can be explained by the trias lack of understanding – misunderstanding – concession (in both ways). Children and adults share the field of play but they connect and associate different contents and actions with it. Assumptions about what the other generation understands by play cause a process of generationing, i.e. children become ‘children’ and adults become ‘adults’.
Key words: play – primary school – ethnography

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