Zeitschrift der ÖSG, Jahr 1991, Heft 1

Analyse körperzentrierter und gesellschaftlich-kultureller Werte

Konrad Kleiner

Zusammenfassung
Die Körperkonjunktur ist unverkennbar. Die Sportwissenschaften sind mitten in die Körperdiskussion geraten. Sie erweisen dem wieder in Mode gekommenen Körper ihre Reverenz und tragen so verstärkt (und im eigenen Interesse) zum anhaltenden Körperboom bei (vgl. Klein, 1986; Bielefeld 1986; Ichpher, 1990; Akademie Graz, 1991). Vom Körper zu sprechen, ihn abzubilden, anzumalen oder ihn zu bearbeiten steht uns frei. Körperlichkeit wird jedoch eingespannt in eine Reihe von (zweifelhaften) Zielen und Zwecken und wird so instrumentalisiert. Indem wir darüber reden, tritt der Körper offen zutage. Damit gehen Bewertungen einher, die nicht losgelöst von gesellschaftlich-kulturellen Entwicklungen zu sehen sind. Diese (Be-)Wertungen sollen vor dem Hintergrund verstärkten öffentlichen Interesses an der Werteforschung (Inglehart, 1989; Klages u.a., 1991) untersucht wer-den. Das in den folgenden Ausführungen diskutierte Projekt ist schwerpunktmäßig dem Fachgebiet der Sportpä-dagogik zuzuordnen, hat jedoch übergreifende Aspekte zur Sozialpsychologie und Soziologie. Die Arbeit ist darauf konzentriert, gesellschaftlich-kulturelle Wertorientierungen sowie Werte von Individuen in bezug auf den eigenen Körper (körperzentrierte Werte) umfassende zu untersuchen. Ein besonderes Interesse richtet sich auf die intraindividuelle Stabilität von Wertorientierungen (Werten) bei Angehörigen heterogener Berufsgruppen. Kein Hauptziel soll es sein, Aufschlüsse über gesamtgesellschaftlich postulierte Wertwandlungsprozesse zu ge-ben. Vielmehr erscheint es notwendig, zunächst den in der gegenwärtigen Wertediskussion bestehenden Inkon-gruenzen zwischen dem Anspruch, Werte seien zentrale und relativ stabile Persönlichkeitsparameter einerseits und den kurzfristigen Schwankungen operationalisierter Wertemuster andererseits, auf die Spur zu kommen. Abgesehen von dem zu erwartenden empirischen Ertrag soll das Projekt dazu beitragen, Lücken zu schließen, welche auf dem Gebiete der Werteforschung zwischen Theorie und Praxis bestehen. Der vorliegende Beitrag ist bemüht, in die Problemstellung einzuführen und die dem Projekt zugrundegelegten Begriffe zu diskutieren. Die detaillierte Vorstellung des theoretischen Designs und des methodischen Vorgehens stellen die Schwerpunkte der Ausführungen dar. Im Rahmen zweier Exkurse werden empirische Vorarbeiten (biographische Interviews; empirische Wortfeldanalse) zur Projektfragestellung referiert.
Abstract
The project is assigned to the special field of Sportpedagogy but includes at the same time aspects of Socialpsy-chology and Sociology. The work is centred on the orientation of social-cultural values as well as on the values of individuals concerning their own bodies (values centred on one’s body). A special interest is devoted to the intraindividual stability of values among members of heterogeneous occupational groups. Providing insights into the postulated changes of values in regard to the society is just a side issue. It rather seems to be necessary to trace the in the present discussion of values consisting incruity between the demand that values are central and relatively stabile parameters of one’s personality and on the other hand that there are short term fluctuati-ons of operational patterns of values. Apart from the expected empirical result the project should contribute to close the gaps which exist between theory and practice in the field of the exploration of values. This contribution provides an introduction to the problem and discusses the basic terms inherent in the project. Emphasis is put on the detailed presentation of the theoretical design and the methodical plan. By means of two examples some work is done in advance to an elaboration of the project’s problems.

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