Zeitschrift der ÖSG, Jahr 2006, Heft 2

Druck machen und Ausspielen - Die relative Phase und die Interaktion in Rückschlagspielen am Beispiel Tennis
Exerting Pressure and Making the Running - The Relative Phase and Interaction in Racket Sports with Special Respect to Tennis

Martin Lames & Florian Walter

Zusammenfassung
Die zeitlich veränderliche Interaktion von Spieler und Gegenspieler in den Sportspielen erfordert zur Formulierung eine angemessene Theorie, eine Modellbildung, die diese dynamischen Interaktionen erfassen kann. Zur modellhaften Abbildung dynamischer Interaktionsprozesse wurde in Physik, Soziologie, Meteorologie etc. die Theorie der Dynamischen Systeme vielfach erfolgreich angewandt. Eine Analyse gemäß einer Dynamischen Systemtheorie modelliert Interaktionsverhalten durch Auffinden und Charakterisieren von stabilen Gleichgewichtszuständen im Verhalten eines komplexen Systems. Das Errechnen der relativen Phase gekoppelter Oszillatoren hat sich in jüngerer Vergangenheit als dienliches Instrument für eine systemdynamische Betrachtungsweise von Koordinationsprozessen ausgezeichnet (Kelso, 1995). Es liegen bereits mehrere Ansätze vor, die relative Phase ebenfalls zur Modellierung von Sportspielen einzusetzen. Dieses neue Instrument zeichnet sich nicht nur durch eine Reihe konzeptioneller Vorzüge aus, sondern verspricht auch eine erhebliche Praxisrelevanz. Exemplarisch wird der taktische Verlauf eines Ballwechsels im internationalen Damentennis mit Hilfe der relativen Phase beschrieben. Die verbleibenden methodischen Probleme und die entsprechenden Forschungsprogramme werden diskutiert.
Abstract
The dynamic interaction of the players in games requires an appropriate theoretical concept, a model that is able to describe such processes. In the modeling of dynamic interaction processes in physics, sociology, meteorology and other scientific disciplines the theory of dynamic systems has been successfully applied in the past. In this theory interactions are modeled by searching for and characterizing stable equilibrium states in a complex system. The calculation of the relative phase of coupled oscillators has recently turned out to be useful for the analysis of coordinative patterns (Kelso, 1995). There are already several approaches to using the relative phase in order to model games. In addition to showing some considerable conceptual advantages this new instrument promises to be practice-oriented as well. In this article the analysis of a women’s top level tennis rally by means of the relative phase will be demonstrated. The remaining methodical problems and perspectives will also be discussed.

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