Zeitschrift der ÖSG, Jahr 2002, Heft 1

Bewegungsautomatisierung durch Doppeltätigkeits-Üben
Movement Automation by Dual-Task Practice

Klaus Blischke & Claudia Reiter

Zusammenfassung
Die Automatisierung von Willkürbewegungen gilt als wesentliches Teilziel des Techniktrainings im Sport. Dabei wird kontrovers diskutiert, ob hierfür ein Üben mit Zusatzanforderungen (Doppeltätigkeits-Übung) hilfreich oder sogar essenziell ist. Zur Prüfung dieser Annahme wurde eine Klein-N-Studie durchgeführt. Geübt wurde die Kraftparametrisierung eines Vertikalsprungs jeweils nacheinander unter zwei verschiedenen Doppelaufgaben-Bedingungen. Die Befunde belegen gewisse Vorteile von Doppeltätigkeits- gegenüber isolierter Übung. Sie sprechen jedoch gegen die Annahme, dass Doppeltätigkeits-Übung unbedingt notwendig sei und dass Automatisierungseffekte auf Aufgabenintegration beruhten. Sie sind demgegenüber eher mit der Vorstellung zweier von-einander unabhängiger neuronaler Lern- und Kontrollmechanismen für motorische Fertigkeiten zu vereinbaren.
Abstract
Automation of voluntary movements is considered to be an important goal of motor skill training in sports. However, if dual-task practice is helpful or even essential to this end, is a matter still being disputed on. To test this assumption a small-sample study was carried out. A force calibration task in the vertical high jump was practiced under two different dual-task conditions in succession. There is evidence for certain benefits from dual-task practice as compared to single-task practice. However, these findings are not compatible with the notion of dual-task practice being essential, nor with the concept of any task-integration mechanism. Rather, they support the concept of two independent neural systems for learning and control of motor skills.

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