Zeitschrift der ÖSG, Jahr 2000, Heft 1

Zwischen Legitimität und Illegitimität: Zur Jugendarbeit in Sportorganisationen
Between Legitimacy and Illegitimacy: Youth Work in Sport Organizations

Sebastian Braun & Jürgen Baur

Zusammenfassung
In der Jugendpolitik ist die Unterscheidung zwischen einer sportbezogenen und einer „allgemeinen“, außersportlichen Jugendarbeit seit langem eine gängige Differenzierung, die weit mehr als nur analytischen Charakter hat. Sie beinhaltet auch die eher selten explizierte Unterstellung, dass es eine Grenzlinie gäbe zwischen einer „rein sportlich orientierten Arbeit“ ohne pädagogische Qualität einerseits und einer „eigentlichen“ Jugendarbeit mit pädagogischem Anspruch andererseits. In diesem Beitrag werden die verschiedenen Argumentationslinien diskutiert, mit denen das (Un-)Pädagogische einer Jugendarbeit in Sportorganisationen begründet wird, um die fehlende Kohärenz in den Begründungsmustern aufzuzeigen. Dabei wird auch deutlich werden, dass die Grenzziehung zwischen einer „unpädagogischen“ sportbezogenen und einer „pädagogisch wertvollen“ allgemeinen Jugendarbeit de facto von allen Seiten – und somit auch von den Sportverbänden und insbesondere der Deutschen Sportjugend (dsj) – zumindest in den argumentativen Grundzügen anerkannt wird, so dass das „normative“ Begründungsmuster der staatlichen Jugendpolitik weitgehend unkritisch übernommen und legitimiert wird. Die konkrete Praxis der Jugendarbeit in Sportvereinen hingegen, auf die sich eine programmatische pädagogische Rechtfertigung der Sport(jugend)organisationen wie auch die pädagogischen „Vorgaben“ der staatlichen Jugendpolitik zu beziehen hätten, scheint weder von der einen, noch von der anderen Seite angemessen berücksichtigt zu werden.
Abstract
In youth politics, the distinction has had a common differentiation for quite some time between sport related and „general“ non-athletic youth work with much more than analytic character. It also contains a rather seldom explicit implication, which defines a difference between „purely athletic oriented work“ without pedagogical quality, on one hand, and „actual“ youth work which is pedagogical high demanding, on the other hand. In this article, different lines of arguments will be discussed, in which the (non-)pedagogical youth work within the sports organization is justified to point out the missing coherence in the established pattern. As a result, it will also be made clear, that the distinction between sport related „non pedagogical“ youth work and general „pedagogic worthwhile“ youth work de facto is at least acknowledged for the outlining arguments from all sides - and therefore also from the sports clubs and the “German sport youth” (Deutschen Sportjugend (dsj)) in particular. Therefore, this „standard“ established pattern of public youth politics is considered widely uncritical. In contrast, the specific practice of youth work in sports clubs - which should relate to the programmatic pedagogical justification of (youth) sport organization and the pedagogical guidelines of public youth politics - doesn’t seem to be properly considered from one side or the other.

Valid XHTML 1.0 Strict