Zeitschrift der ÖSG, Jahr 1999, Heft Suppl.

Einfluss der Standhöhe auf die Kraft- und Momentensituation bei Riesentorlauf-Schwüngen
The Influence of the Riser Height on the Force and Moment Situations at Giant-Slalom Turns

W. Niessen, E. Müller, M. A. Wimmer, H. Schwameder & B. Riepler

Zusammenfassung
Seit einigen Jahren ist es im Skirennlauf üblich, den Abstand zwischen Skilauffläche und Schuhsohle zu erhöhen. Bezüglich der Folgen, die für den Läufer entstehen, herrscht teilweise noch Unklarheit. Als sicher gilt, dass bei großen Skiaufkantwinkeln der Schnee-Schuh-Kontakt verringert wird und dadurch das Sturzrisiko sinkt. Auch kann bei seitlich wirkenden Kräften berechnet werden, dass die am Knie auftretenden Momente proportional ansteigen (NACHBAUER U.A. 1997). Spekulativ wurde bisher die Kraft- und Momentensituation bei Ausführung von Schwüngen beurteilt. Die durchgeführten Messungen sollen hier einen Aufklärungsbeitrag leisten. Für insgesamt 72 Schwünge wurden die Laufzeiten, die Kräfte und die Momente verglichen, die ein Weltcup-Läufer mit drei unterschiedlichen Systemen bei ansonst identischen Material erzielte. Den Laufzeiten wurde aus zwei Gründen eine hohe Beachtung geschenkt. Erstens sollte überprüft werden, ob Laufzeitunterschiede hinsichtlich der verwendeten Systeme festgestellt werden können. Zweitens kann mit Hilfe der Laufzeit festgestellt werden, inwieweit die gemessenen Kräfte und Momente durch die Läufergeschwindigkeit beeinflusst wurden. Betrachtet man die Mittelwerte der Laufzeiten, ist ein deutlicher Unterschied zwischen den Fahrten mit Bindungsplatte und den Fahrten ohne Bindungsplatte auszumachen. Die Mittelwerte der Kräfte und Momente ergeben bei zunehmender Standhöhe einen leichten, nicht signifikanten Anstieg der Absolutwerte. Rechnet man die Werte laufzeit-normiert um, ergibt sich das genaue Gegenteil. Daraus lässt sich folgern, dass sich die leichten Anstiege in den Kräften und Momenten hauptsächlich durch die schnelleren Laufzeiten ergeben. Weil sich die Momentsituation nicht signifikant in Abhängigkeit der Standhöhe ändert, müssen die Scherkräfte an der Messebene klein sein, was einen wesentlichen Unterschied zu gerutschten Schwüngen darstellt.
Abstract
Since a couple of years it is usual among alpine ski racers to raise the distance between the running base of the ski and the bottom of the ski boot. Estimating the consequences resulting for the ski racer the statements are rather poor. It is taken for granted, that the boot-snow contact decreases at high edging angles, which reduces the risk of falling. If forces act in lateral direction, it can be calculated an increase of moments proportional to lever arm lengthening (NACHBAUER ET AL. 1997). Up to now the force and moment situation in turns has been estimated speculatively. The described investigations may contribute towards more explanation to this point. From 72 turns in whole the durations, forces and moments of a World Cup racer using three different height positions were compared. The durations are important for two reasons. Firstly it shall be examined, if course time depends on riser height. Secondly the influence of the racers speed on forces and moments can be determined with the help of the durations. Observing the mean values of the course times a clear difference can be determined between the runs with and without riser. The mean values of forces and moments show a slight, non significant increase. If the values are normalized by time, just the opposite can be pointed out. It rather seems that the slight increases of forces and moments result mainly from higher speed. As the moment situation does not change significantly with riser height, shear forces concerning the measuring plane during carved turns must be small in difference to wedged turns.

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