Zeitschrift der ÖSG, Jahr 1997, Heft 2

Psychische und Physische Effekte eines Aquajogging-Trainings
Psychic and Physical Effects of an Aquajogging-Training

Hans-Albert Birkner & Dieter Hackfort

Zusammenfassung
Aquajogging wurde im europäischen Raum bisher fast ausschließlich als Therapiemaßnahme im Rehabilitationssport oder als zusätzliche Trainingsmethode im Leistungssport angewandt. Die offensichtlichen orthopädischen Vorteile des Aquajoggings gegenüber anderen Ausdauersportarten und -formen legen auch eine Anwendung im gesundheitsorientierten Freizeitsportbereich nahe, insbesondere wenn sich auch psychisch positive Wirkungen erzielen lassen. Ziel der Untersuchung war es, kurzfristige Effekte eines Aquajogging-Trainings unter realistischen Feldbedingungen im Bereich des Freizeitsports zu überprüfen. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Untersuchung von psychischen Effekten auf das allgemeine Befinden und das Selbstkonzept. Physische Effekte auf die allgemeine Ausdauerleistungsfähigkeit wurden ebenfalls erfaßt, dienten aber hauptsächlich zur Kontrolle der Störvariable Leistungssteigerung auf das allgemeine Befinden. Innerhalb von vierwöchigen Aquajogging- bzw. Lauf-Trainingskursen wurden in einer quasi-experimentellen Untersuchung mit zweifaktoriellem Untersuchungsplan (Gruppe, Zeit) an insgesamt 41 Vpn verschiedene physische und psychische Parameter erfaßt. Im Bereich der Ausdauerleistungsfähigkeit konnten hoch signifikante (p < .001) Veränderungen gemessen am PWC170 bei beiden Bewegungsformen festgestellt werden. Im Bereich des allgemeinen Befindens ergaben sich zwar signifikante Veränderungen einzelner Variablen im Vorher-Nachher-Vergleich innerhalb der beiden Trainingsgruppen, allerdings konnten in einer Varianzanalyse keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen festgestellt werden. Die Veränderungsanalysen für das allgemeine Befinden innerhalb der Gruppen mittels t-Tests für abhängige Stichproben zeigten signifikante Veränderungen nur für das Aquajogging-Training, nicht aber für das Lauftraining. Während sich in den Aquajogging-Gruppen die Nervosität, die Ärgerlichkeit und die Deprimiertheit signifikant (p < .05) verringerten, erhöhte sich die Stimmung auf einem sehr signifikanten Niveau (p < .01). Bestimmte Kovariate (z. B. Bewegungsflußgefühl) hatten einen hoch signifikanten Einfluß auf das allgemeine Befinden. Selbstkonzeptvariablen veränderten sich signifikant (p < .05) nur innerhalb der Aquajogging-Gruppe, allerdings konnten auch hier keine signifikanten Gruppenunterschiede im Vergleich zu den Laufgruppen festgestellt werden. Im physischen Bereich werden dem Aquajogging aufgrund dieser Ergebnisse ähnliche Möglichkeiten wie dem Laufen zugeschrieben. Im psychischen Bereich kann eine besondere Effektivität des Aquajoggings aufgrund der fehlenden signifikanten Gruppenunterschiede in der Varianzanalyse nicht als nachgewiesen angenommen werden, allerdings lassen die Veränderungen innerhalb des Aquajogging-Trainings ein spezifisches Interventionspotential vermuten, welches durch zukünftige Untersuchungen zu evaluieren wäre.
Abstract
Aquajogging in Europe up to date is mainly applied as a therapy in rehabilitation or as a specific form of train-ing in top-athletics sports. The distinct orthopedic advantages of aquajogging in relation to other endurance-sports (e.g. jogging, biking) suggest a broader use in leisure sports too, especially if there are also positive psychic effects. Aim of this study was to record short-dated effects of an aquajogging-training under the realistic conditions of leisure-time sport groups. The crucial goal was to discover psychological effects on general well-being and self-assessment, while the physical effects on general physical endurance have also been recorded, but mainly served as control variables. During several four-week aquajogging- resp. jogging-training-courses the distinct psychic and physical parameters have been registered on 41 subjects. Endurance-capacity (measured on the pwc170-parameter) changed significantly (p <.001) in both groups. Significant pre-post-changes in general well-being could be found in some variables, but could not be proved as significantly different between the two groups by an analysis of variance (ANOVA). Analysis of changes within the groups by paired t-tests showed significant changes only for the aquajogging-group, but not for the jogging-group. While anger, depression and nervousness decreased in a significant way (p < .05), positive mood increased on a very significant level (p <.01). Some covariats (e.g. the feeling of harmonic body movement) had a significant influence on general well-being. Self-concept variables also changed significantly (p <.05) only within the aquajogging-group, but could also not be proved as significantly different between the two groups by ANOVA. On account of the research data aquajogging is presumed to may have similar effects on the physical state as jogging. Because of the lacking significant data on the ANOVA, specific effects of an aquajogging-training on psychic dimensions could not be considered as being proved. However, the significant changes within the aquajogging-training-group may suggest a specific potential of intervention, which should be evaluated in further studies.

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