Zeitschrift der ÖSG, Jahr 1997, Heft 2

Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Wurfmotorik
Gender Specific Differences in Throwing Behavior

Rolf Geese

Zusammenfassung
Wenn Kinder beim Werfen beobachtet werden, sind (in Übereinstimmung mit einer Vielzahl von Untersuchungen) neben Leistungsunterschieden auch erhebliche Differenzen in der Qualität der Wurftechnik festzustellen. Bezüglich der Ansichten über die Ursachen der geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Wurffähigkeit lassen sich zwei Richtungen voneinander unterscheiden. Eine Gruppe ist davon überzeugt, daß die Unterschiede allein auf eine geschlechtsdifferente Sozialisation zurückzuführen seien; die andere Gruppe hält einen dominanten Einfluß der erblichen Anlagen für möglich. Mit einem interdisziplinären Ansatz, der soziologische, biomechanische Methoden und Erkenntnisse der Verhaltensbiologie integriert, wird versucht, sich einer Problemlösung zu nähern. Geschlechtsspezifische Unterschiede in der „Wurfsozialisation“ konnten nicht nachgewiesen werden. Bezüglich Wurfleistung, Wurfpräzision und Qualität der Technik sind markante Unterschiede objektiv nachweisbar. Darüber hinaus zeigen in einem Lernversuch Jungen tendenziell eine höhere Lerneffizienz als Mädchen. Unter Einbeziehung aller untersuchten Aspekte kann ein genetischer Einfluß auf das Wurfverhalten von Jungen und Mädchen nicht ausgeschlossen werden. In Anlehnung an verhaltensbiologische Erkenntnisse scheint ein anlagebedingter Einfluß plausibel.
Abstract
In the eyes of many coaches and teachers and in accordance with several studies one can notice major differences in the way children are throwing; not only in their performance, but also in the quality of their throws one has to differenciate into two groups when looking at the abilities of throwing. One group is convinced that the differences in the way boys and girls throw and the smaller capacity of girls throwing are caused by gender specific differences of the human socialisation (the theory of socialisation); the other group claims that the dominant influence of inheritable „genes“ is causing this phenomenon. On the basis of an interdisciplinary conception integrating sociological, biomechanical methods and behavior-biological knowledge it is being tried to get closer to the problem’s solution. Concerning the quality and precision of the throw striking differences can be proved. Beyond this, boys tend to show higher learning abilities in learning experiments than girls do. Gender specific differences concerning a „throwsocialisation“ could not be proved. Under consideration of all analyzed aspects and our behavior-biological knowledge a genetic influence seems to be the most plausible reason for the differences seen between boys and girls throwing.

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