Zeitschrift der ÖSG, Jahr 1997, Heft 1

Der Sport als besonderes Thema einer kritischen Frauenforschung
Sport as Special Topic for Critical Feminist Research

Karin Volkwein

Zusammenfassung
Sport gilt seit jeher als eine Domäne der Männer, zu der Frauen keinen gleichberechtigten Zugang haben. Diese Ungleichheiten sind nicht einfach durch Erweiterung der Sportartenangebote für Frauen und diverse Aufrufe zur Teilnahme zu überwinden. Es bedarf vor allem einer sozio-kulturellen Analyse, um die Ursachen für die Benachteiligung zu erfassen. Ein Plädoyer für eine "feministische" Perspektive der Forschung in der Sportwissenschaft wird hier dargestellt. Drei verschiedene theoretische Ansätze der Frauenforschung mit Bezug auf den Sport werden diskutiert (liberaler Feminismus, radikaler Feminismus, feministische Kulturforschung). Am Beispiel eines Forschungsprojektes "Körperwahrnehmung und Fitneßbewegung" wird die feministische Kulturforschung in der postmodernen Ausprägung vorgestellt. Dieser theoretische Erklärungsansatz ordnet die gegenwärtigen ambivalenten Phänomene der modernen Sportentwicklung zu und unterstreicht das Paradoxon des typischen Entsprechens und gleichzeitigen Widersprechens. Eine kritische Analyse der Fitneßbewegung und ihres Einflusses auf die Körperwahrnehmung der Frauen sowie daran anknüpfende Alternativen - Veränderungen der Sportstrukturen miteingeschlossen - können einen Umdenkprozeß (in der Gesellschaft), was "männlich" und "weiblich" sei, anregen.
Abstract
Traditionally, sport has been a male domain, women largely were excluded from. These disadvantages for women cannot simply be eliminated with the introduction of new sports and an increased call for female participation. A sociocultural analysis is necessary in order to examine the reasons for the discrimination of women in the sport world. It is argued here that a feminist research perspective in the sport sciences can best access the dilemma. Various theoretical view points in feminist research are discussed in relation to sport (liberal feminism, radical feminism, cultural studies perspective). The research project "Female Body Image and Fitness Development" exemplifies a feminist cultural studies research approach with a postmodern focus. Such approach best explains the ambivalent phenomena of the modern sport development. A critical analysis of the fitness movement and its impact on the female body image will raise issues in regard to alternative sport structures and challenge traditional gender roles.

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