Zusammenfassung
Die "Theorie Generalisierter Motorischer Programme" (GMP), die über Jahrzehnte die Motorikforschung in der Sportwissenschaft dominiert hat, wird in der Diskussion zunehmend kritisch hinterfragt. Dabei richtet sich die Kritik vor allem auf das zugrundeliegende Modell der menschlichen Bewegung, das von der Annahme einer weitgehenden Analogie menschlicher und technischer Informationsverarbeitung ausgeht. Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich zunächst mit den daraus resultierenden paradigmatischen Grenzen. Daran anschließend wird ein Paradigma sportwissenschaftlicher Bewegungsforschung entwickelt, das entscheidende anthropologische Merkmale der menschlichen Bewegung berücksichtigt. Dabei wird "Zeit" nicht als unabhängige Variable unhinterfragt vorausgesetzt, sondern als Funktion zielgerichteter Bewegung verstanden. Abschließend sollen am Beispiel ausgewählter empirischer Untersuchungen konkrete Forschungsperspektiven skizziert werden, die der Bewegungsforschung aus der expliziten Einführung der Variablen "Ziel" und "Zeit" erwachsen.
Abstract
The "GMP-theory", having dominated motor research for decades, recently is discussed in a critical fashion. The main point of the criticism is directed against the underlying model of human movement, which assumes an analogism between human and technical information processing. Initially the present article deals with the paradigmatic limitations resulting from this analogism. Subsequently, a paradigm of movement research in sport science is developed, which considers essential anthropological aspects. As a result, "time" is no longer taken for granted as an independent variable, but is regarded as a dependent function of purposeful movement actions. In conclusion, concrete research perspectives are outlined, which can be derived from the explicit introduction of the variables "purpose" and "time" into movement research.
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