Zeitschrift der ÖSG, Jahr 1992, Heft 1

Turnerkreuz und Hakenkreuz - Zur Geschichte politischer Symbolik

Hajo Bernett

Zusammenfassung
Die Untersuchung beginnt mit der Klärung genetischer Zusammenhänge zwischen christlicher Kreuzsymbolik und der sinnbildlichen Gestaltung des turnerischen Wahlspruchs zum vierfachen F. Sie befaßt sich dann mit der Entstehung einer eigenständigen österreichischen Turnbewegung und ihrem „deutsch-völkischen“ Selbstverständnis, das in einem hakenkreuzähnlichen Verbandsabzeichen zum Ausdruck kommt. Das Gegensymbol der christlichen Turner Österreichs („Kruckenkreuz“) wird vor dem Hintergrund des „Austrofaschismus“ relativiert. Mit ihrem Verbandssymbol beanspruchen die „völkischen“ Turner Österreichs Priorität im Rahmen der umfassenden „völkischen Bewegung“, die sich mit dem Hakenkreuz identifiziert. Obgleich der Österreicher Adolf Hitler die „Völkischen“ mißachtet, macht er von ihrer Symbolik Gebrauch. Die Hakenkreuzflagge der NSDAP wird zur politischen Brandfackel. In ihrem Zeichen stehen auch die Olympischen Spiele des Jahres 1936. Die Abhandlung schließt mit Überlegungen zum gegenwärtigen Mißbrauch politischer Symbole durch „Hooligans“ in deutschen Fußballstadien.
Abstract
The essay starts with the clarification of genetic connections between the Christian cross and the symbolic creation of the device of German gymnasts, the fourfold F. The main subject is the origin of an independent Austrian gymnastic movement and its “völkisch” selfconsciousness, manifested by a badge like a swastika. The “Kruckenkreuz” of the Austrian Christian gymnastics, constructed as a countermark, seems questionable on the background of “Austrofascism”. In the scope of the entire “völkisch” movement the racist Austrian gymnasts have claimed priority in using a swastika as a distinguishing mark. The Austrian Adolf Hitler scorns the “völkisch” confessors as fools, but he makes use of their anti-Semitic symbol. The swastika of the National Socialism becomes a political beacon. Consequently the Olympics in 1936 are called “games under the swastika”. The author concludes with reflections about the recent abuse of political symbols by hooligans in German stadiums.

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